Rudi Kölmel im Oktober 2006 i.d.F. v. 11.10.2007

 

Desiderata Rudi Kölmel oder wie ich mir das Leben vorstelle.

 

Ich habe darüber nachgedacht, wie ich mir das Leben vorstelle und wie ich in meiner Idealvorstellung gerne leben möchte. Diese meine Gedanken habe ich in wenigen Sätzen zusammengefasst:

 

mir zu vergegenwärtigen, dass das Menschengeschlecht wie Blätter sind, die der Wind auf der Erde verstreut hat, sie entstehen im Frühling und werden im Herbst abgeschüttelt. Deshalb nicht alles so verfolgen, als ob es ewig währen würde.

 

mir zu vergegenwärtigen, dass es Ewigkeiten gab, in denen der Mensch nicht war und dass sich nichts begeben haben wird, wenn es wieder mit ihm vorbei ist und das kluge Tier in Überschätzung seiner Stellung im Kosmos im Wellenschlag von Kronos verschwunden sein wird

 

Nicht nur die Würde des Menschen anzumahnen, sondern auch die Würde der mit uns lebenden Tiere zu sehen

 

Zu begreifen, dass die Suche nach der absoluten Wahrheit eine Illusion ist und lediglich dem Schutz- und Sicherheitsbedürfnis des Menschen entspringt

 

mir die Genügsamkeit zu erwerben, das Rad des Lebens nicht allzu schnell anzudrehen

 

mir die Ruhe zu verschaffen, den Stundengang von Tag und Nacht zu atmen

 

zu begreifen, im Einklang mit der Natur zu leben

 

zu erkennen, im Umgang mit den Mitmenschen aufrecht, nicht aufgerichtet zu sein

 

mir darüber im Klaren zu sein, dass Verlust nichts anderes ist als naturgemäße Veränderung, die dem Weltganzen entspricht

 

die restliche Zeit des Lebens nicht damit zu verschwenden, nur kurzweiligen Unterhaltungen hinterherzutaumeln

 

sich Gedanken darüber zu machen, das Eigentliche vom Uneigentlichen zu trennen, gleichsam den Wein des Lebens zu klären, das ist für mich carpe diem

 

zu verinnerlichen, dass Zimt und Zärtlichkeit mit einem geliebten Partner, sowie ein im Alter in den Sand gemaltes Herz wichtiger sein kann als alles andere

 

das Gefühl für den rechten Augenblick zu entwickeln. Die Zeit ist reif für etwas und erfüllt, wenn man genau das tut, was in keinem anderen Augenblick möglich ist, das ist für mich kairos.

 

mir darüber im Klaren zu sein, dass es meistens nicht die Dinge sind, die ängstigen, sondern nur die Meinung darüber

 

zu begreifen, dass der Tod den Menschen überhaupt nichts angeht, somit auch nicht Schreckliches ist, da wer noch lebt eben nicht tot ist und wer tot ist, es hinter sich hat

 

sodann, wenn sich die Jahresringe hinziehen, sich des Guten im Leben zu erinnern, und es zulassen, dass sich im rechten Augenblick das Gefäß des Lebens entleert, um wie eine reife Baumfrucht die Erde zu suchen

 

mich nicht dagegen zu wehren, dass das Leben als sanfte Welle am Strand ankommend, nach einem letzten dankbaren Blick zurück, in einem leisen Wellenschlag versandet, um ins Elysium hinüberzuwechseln, dem Ort, wo sich die Gesänge der Morgendämmerung mit den Farben und Klängen des Abendrot vermählen.

 

Mögen die Winde mit euch sein, wo auch immer ihr einen Punkt auf der Landkarte markiert